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OBI-Wahn Kenobi

Mai 8, 2011

Wer macht uns das Leben schwer? Es ist OBI der Baumarktkonzern. Neulich habe ich eine Werbung von OBI gesehen, wo ein Familienvater im Blaumann ordentlich heimwerkelt und auf MacGyver macht. Total kraß, Alter.
Wie soll ich jetzt noch den Mut aufbringen, mich auch mal mit Blumen zu beschäftigen und wie ’ne minderwertige Frau durch die Gegend zu rennen. So mit grünem Pulli und Pflanzen gießen und düngen. Voll abartig, ey. Bin ich schwul oder was?


OBI, das ist der finstere Konzern, der uns versucht in voll unangenehme Rollenkorsette zu pressen. Ich weiß nich, wie es euch geht. Aber wenn ich so’ne Bilder sehe, fühl ich mich total eingeschüchtert.

Wenn die jetz auch mal ’ne Frau mit ’ner Bohrmaschine und ’nen Mann mit Blumen zum Gießen zeigen würden, wäre die Sache viel einfacher und OBI würde seine gesellschaftliche Verantwortung endlich ernst nehmen. Wenn die jetz 20 Prozent der Plakate „undoing gender“ machen, dann trauen sich 20 Prozent der Männer und minderwertigen Frauen voll anders zu leben, ey. Weil die sehen dat Plakat und sehen sofort ein:“Ey Alter, dat muß isch auch so machen!“. Dann sind aber nur 20 Prozent der Leute weggegendert. Wir müssen aber fuffzisch Prozent weggendern. Dat heißt: 50 Prozent der minderwertigen Frauen müssen bohren und 50 Prozent der Männer müssen Blumen gießen und schwul sein.

Man muß also jenau druff achten, dat die Werbeplakate jenau rischtisch quantitativ relationiert und mengenmäßisch einjeteilt sind, dat Zeusch.

So läuft die Befreiung von der Jesellschaft. Die werden einfach von 100 Prozent auf 50 jetan.

Moment mal, dat kann aber och irjendwie janz anders loofen. Mer wisse ja, dat die Jesellschaft eijentlisch so is, dat die Frauen unterschiedlich sind, weil se von OBI so jemacht werden. Also muß sisch och OBI darum kümmern, dat se anners werden.

Woher wisse mer dat eijentlisch, dat da ’ne Korrespondenz besteht zwischen dat OBI und den Frauen? Dat kann ja nur so sein, weil de Lück unterschiedlich sind und se eigentlisch gleich sein müssen. Irjendwo muß ja der Unterschied herkommen. Und wo soll der herkommen, wenn nisch von OBI. Die saren ja selbst immer:“Alles von OBI.“ Da könne mer dat Unternehmen ruisch mal beim Wort nehmen und et an seine jesellschaftlische Verantwortung erinnern.

Jetz iset aber so, dat die Wirkung von den Plakaten och so jehn kann, dat sisch der Mann sacht:“Ey, wenn isch da 20 Prozent schwule, Blumen gießende Typen seh, ey, dann muß isch och nur 20 Prozent vom Blumen Jießen machen und kann immer noch 80 Prozent am Bohren sein tun. Wolle mer dat so? Is dat die ideale Jesellschaft, die mer am wolle haben sein tun wollen?

Dat is die entscheidende Frare, die mer uns stelle müsse.

Und wie läuft dat eijentlisch rejal? Wemma fuffzisch Prozent heimwerkelnde Amazonen hintun auf die Plakate – und alle Lück gucken sisch dat an. Fühlen sisch dann hunnert Prozent der Weiber empowert? Da könnten ja uff einmal alle Weiber sagen:„Dat empowert misch!“

Dann hätten mer ja wieder ’ne binäre Jeschleschterordnung. Wat soll dat? Is dat im Sinne der Erfinderin? Und wemma 30 Prozent Amazonen hintun und jetz kucken sisch dat alle Frauen an, aba nur 30 Prozent von denen tun dann bohren. Wieso werden da nur die 30 Prozent empowert und nisch alle hunnert Prozent, die sisch dat ansehen? Die annern ham doch auch die bohrenden Amazonen gesehen. Wat soll dat? Wieso bohrn dann nisch alle rum. Wieso wirkt dat nur auf 30 Prozent? Wir wern doch alle fremdjesteuert vonne Werbung. Aber wie jenau wern wa denn jesteuert? Wir müssen uns schon jenau überlejen wieviel, wo und wann wir die „undoing-gender“-Werbung schalten, damit de Lück in die rischtje Richtung befreit werden und die Manipulation durch Werbung endlich ihr Ende findet.

Hat die Butler darauf schon eine Antwort?

Also wie befreie mer nu de Lück von ihrm Gender? Reischen da 20 Prozent schwule Blumophile aus? Oder müsse mer da Fuffzisch Prozent rein tun. Et können ja och Achtzisch sein, so als positive Maßnahme, weil die noch so in ihrem Gender jefangen sind. Et sprischt einijet daför, dat mer erst 80 Prozent reinhauen. Weil dann fällt et de Lück leischter, aus ihrem Gender auszubrechen.

Habe mer eijentlisch schon ne Gender-Kommission jegründet, die die Bevölkerung in die richtige Richtung befreit? Irjendwie is dat ja total schlimm, ey. Die Simone von der Beauvoir hat ja schon jesagt, wie wir von OBI zu Männern und Frauen jemacht werden.

Watt sagen die Gender-Theoretiker dazu? Wie solle mer die Geschlechter darstellen? Wann is die Darstellung nich mehr „stereotyp“? Wie läuft dat mit dem indivduellen Gender von einem Menschen? Wenn der jetz als Mann eher weiblisch drauf is und sieht da nen Mann mit Gießkanne, dann fühlt der sisch doch manipuliert. Läuft sowieso schon mit ’ner Gießkanne rum und wird dann auch noch von der Werbung dazu jezwungen. Müsse mer da nicht ’nen Mann mit Bohrmaschine hinstellen, damit der sisch gender-mäßisch empowert fühlt und in ’nem Akt von Aufstand die Gießkanne verbrennt und sisch dat Bohrmaschinschen schnappt?

Fraren über Fraren. Liebe Gender-Theoretiker:

WIR BRAUCHEN EINE ANTWORT!

Die Femdbestimmung von uns Konsumopfern lauert überall! Wir brauchen Hilfe! Bohrmaschine oder Gießkanne? Grünes Shirt oder blauer Blaumann? Ich bitte hiermit um Mithilfe seitens Gender-Theoretikern und Feministinnen! Wie können wir der Kontrolle der Menschen durch Werbung und der Unterdrückung von freier Selbstentfaltung durch diese perversen OBI-Plakate entgegentreten?

Wie können wir die Bevölkerung darüber aufklären, daß sie durch Werbung fremdbestimmt wird? Wie erklären wir es den Leuten am besten, daß sie ihr eigenes Leben unbewußt an den vielen Werbebotschaften orientieren, wie wir Gender-Theoretiker es immer wieder in atemberaubender analytischer Schärfe und geistiger Unabhängigkeit beweisen, indem wir erkennen, daß das allgemeine Verhalten der Menschen ihrer Darstellung in den Medien entspricht? Eine schwierige Aufgabe. Die Menschen werden es aber irgendwann verstehen müssen. Sonst werden wir die Gesellschaft nie befreien können.

Die Fremdbestimmung durch Werbung muß abgeschafft werden. Weg mit der Manipulation. Nieder mit Stereotypen. Bekämpft die binäre Geschlechterordung. Richtige Werbung: Jetzt!!!

         
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